Erika Drees
15.09.1935 - 11.01.2009
Erika Drees wurde 1935 in Breslau im heutigen polnischen Wrocław geboren.
Ihr Sohn Simon Jakob Drees gibt folgende Auskünfte über Leben und Wirken seiner Mutter:
"Ihre Zeit in der DDR 1957/58 begann mit einer 8-monatigen Stasiuntersuchungshaft, weil sich die DDR-Eliten nicht vorstellen konnten, dass eine Ärztin aus anderen Motiven, als feindliche Spionin freiwillig aus der BRD in die DDR übersiedeln möchte.
Die Rehabilitierung geschah erst nach der Wende. Erst nach ca. 41 Jahren wurde der Irrtum in Bezug auf Gerechtigkeit und Bewahrung unserer Mitwelt, wie wir noch sehen werden, leider nur scheinbar begriffen.
Sie setzte ihre ganze Kraft für eine friedliche Nachkriegsgesellschaft ein, was ihren Lebensweg als Friedens- und Umweltaktivistin vorzeichnen sollte.
1975 zog die mittlerweile promovierte Ärztin von Bernburg nach Stendal und fand zusammen mit ihrem Ehemann und den drei Kindern eine neue Heimat hier in der Altmark. In der Kreispoliklinik Stendal übernahm sie die Leitung der Abteilung für Psychiatrie und Neurologie. Auch nach der deutschen Wiedervereinigung machte sie sich in diesem Sektor weiter verdient und gründete das Sozial Psychiatrische Zentrum in der Stendaler Bahnhofstraße. Ihr eigens entwickeltes Modellprojekt zur kombinierten Leitung von Tagesklinik und sozialpsychiatrischen Dienst sorgte bundesweit in Fachkreisen für Interesse.
Bereits zu DDR-Zeiten setzte sie sich für den Umweltschutz ein und engagierte sich gegen Atomkraft. Auf der 1.-Mai-Demonstration 1988 in Stendal erschien sie mit einem Plakat mit der Aufschrift "Für atomwaffenfreie und kernkraftfreie Zonen in Europa, denn KKWs sind Zeitbomben." Damals eine gewagte Provokation, die Erika Drees prompt wieder ein Verhör durch die Stasi einbrachte. Weitere Verhöre folgten, denn sie gehörte am 10.09.1989 zu den DDR-weit 30 Erstunterzeichner: innen des Gründungsaufrufs zum Neuen Forum. In den verschiedensten kirchlichen und politischen Gruppen engagierte sich Erika Drees bis kurz vor ihrem Tode für freie Bürgerrechte.
Erika Drees setzte sich für eine zukunftsorientierte Energiewirtschaft und gegen die Nutzung der Atomkraft ein. Sie stritt für friedliche Konfliktlösung und gegen Kriege und ihre Vorbereitung. Dieser Einsatz wurde durch die sogenannte politische Wende 1989 nicht verändert.
Auch nach der Wende wurde Erika Drees für ihren immer gewaltfreien Einsatz gegen Atomtransporte, Abschiebungen, gegen Kriegsvorbereitungen und für den Abzug der amerikanischen Atombomben, die in Büchel für einen Einsatz durch PilotInnen der Bundeswehr gelagert werden, mehrfach zu Ersatzfreiheitsstrafen verurteilt und anschließend inhaftiert. Ihr Einsatz für das Recht auf Leben wurde systemübergreifend kriminalisiert. Von daher verbietet es sich, die heutigen gesellschaftlichen Zustände als in ihrem Sinne
darzustellen."
Weitere Informationen Edda Ahrberg „Erika Drees geborene von Winterfeld Ein politischer Lebensweg 1935 bis 2009“
1941 - 09.11.2002
Peter Schmidt wurde in Gardelegen geboren und blieb Zeit seines Lebens der Altmark treu. Er lernte das Handwerk eines Bunt- und Samtwebers und fand nebenbei noch Zeit, Ingenieurökonomie zu studieren. Er galt als DER Multiplikator für die Botschaft des Neuen Forums in Stendal. Gemeinsam mit Erika Drees war er auch außerhalb des Domkreises bekannt und als sie ihm von der neuen Organisation für Bürgerrechte erzählte, war er sofort Feuer und Flamme. Er warb massiv für das Forum in Stendal und aktivierte Mitstreiter:innen weit über die Stadtgrenzen hinaus.
Am 06.11.1989 hielt Schmidt die Hauptrede auf dem Stendaler Marktplatz. Seine Weggefährten damals sagten, dass er den Mut besaß, das laut auszusprechen, was viele von ihnen bislang kaum zu denken wagten. Ein Passus seiner Stasi-Akte zeigt, um was für einen grundehrlichen und unerschrockenen Menschen es sich handelte, dessen Name zusammen mit dem von Erika Drees auf einer Gedenktafel am Rathaus zu finden ist. Dort erzählte Peter Schmidt den Stasi-Offizieren unumwunden, dass er mit Leib und Seele hinter dem Neuen Forum stehe und ihn niemand davon abbringen könne. Für ihn sei dies die einzige Sache, die noch hilft. Das Protokoll der Befragung unterschrieb er und ergänzte es um die Bemerkung, dass er der Feststellung, "es bestünde kein gesellschaftlicher Bedarf für diese Organisation", entschieden widerspreche. "Das entscheide ja wohl nicht der Herr Miehlke. Das bestimmen wir."
Peter Schmidt starb am 09.11.2002, dem Jubiläumstag des Mauerfalls, an einem Herzinfarkt.