Hansestadt Stendal: Projektflächen für naturnahe Grünpflege zum Erhalt der Artenvielfalt
Am 22. Mai wird daran erinnert, dass der Schutz von Arten, Lebensräumen und genetischer Vielfalt weltweit viel stärkere Anstrengungen braucht. Denn trotz zahlreichen Bemühungen ist der weltweite Verlust der Artenvielfalt alarmierend. Der 22. Mai erinnert als „Internationaler Tag der Biodiversität“ einerseits an das bedrohte Artenreichtum in Flora und Fauna und fordert andererseits zu Maßnahmen auf, um die Zerstörung der Natur aufzuhalten.
Auch in der Hansestadt Stendal wollen wir unseren Beitrag hierzu leisten und die Grünpflege auf städtischen Flächen naturnah gestalten. – Doch was soll damit erreicht werden? Durch häufige Mähgänge können sich blühende Pflanzen nicht vermehren und die bestäubenden Insekten werden zu oft gestört oder gar verdrängt. Durch den Verzicht auf unnötige Mähgänge soll vor allem eine Erhöhung der biologischen Vielfalt von Flora und Fauna erreicht werden.
Im Rahmen des von der Hansestadt im Herbst 2022 ausgelobten Energiesparwettbewerbes wurde im zum sparsamen Umgang mit Ressourcen aufgerufen. Im bestbenoteten Beitrag wurde das Sparen von Energie durch Reduzierung der Mähgänge auf Grünflächen vorgeschlagen. Die Idee besteht darin, nicht nur Energie und Zeit zu sparen, sondern im gleichen Atemzug auch Lebensräume für Tiere und Insekten zu fördern.
Um einen konkreten Einblick zu erhalten, wie sich die naturnahe Grünpflege auswirkt, wird uns die Hochschule Magdeburg-Stendal bei der Umsetzung des Vorhabens unterstützen. Im Rahmen einer Masterarbeit erfolgt ein projektbegleitendes Monitoring, das die Wirkung der geänderten Pflegemaßnahmen auf die Pflanzen- und Tierwelt dokumentiert und die Veränderungen des Bodens untersucht. Auf vier projektbezogenen Flächen ist vorgesehen, bis Ende September keine vollflächige Mahd durchzuführen. Folgende Projektflächen werden von der Hochschule Magdeburg-Stendal ausgewertet:
- Lärmschutzwall im Wohngebiet „Am Galgenberg“
- Grünstreifen entlang der Wichmannstraße
- Nordwall im Bereich der Streuobstwiese
Aber nicht nur auf diesen Flächen wird auf ökologisch orientierte Landschaftspflege umgestellt. Im gesamten Stadtgebiet einschließlich der Ortsteile soll in Bereichen, wo es möglich und aus Gründen der Verkehrssicherheit zulässig ist, weniger gemäht werden.
Vor allem die Pflegehäufigkeit und der Pflegezeitraum haben einen entscheidenden Einfluss darauf, welche Tier- und Pflanzenarten sich dauerhaft auf einer Fläche ansiedeln. Leider gibt es keinen für alle Arten gleichzeitig idealen Pflegezeitraum. Bei jeder Pflegeplanung muss deshalb berücksichtigt werden, welche Arten geschützt und gefördert werden sollen. Um die Auswirkungen der Mahd auf Flora und Fauna möglichst gering zu halten, sollten grundsätzlich so wenig Eingriffe in die Fläche wie möglich, aber so viele wie nötig erfolgen. Je nach Produktivität des Standortes erfolgen ein bis drei Schnitte pro Jahr.
Naturnahe Grünpflege heißt aber nicht, dass gar nichts mehr gemacht wird und die Flächen einfach sich selbst überlassen werden. Denn die Umstellung auf naturnahe Pflege kann auch negative Begleiterscheinungen mit sich bringen. Beispielsweise gibt es problematische Kräuter und Gräser, wie Bärenklau, Ackerwinde oder sumpfblättriger Ampfer, deren vermehrte Ausbreitung kontrolliert werden muss. Die Ausbreitung dieser Pflanzen würde die gewünschte Artenvielfalt wiederum verhindern.
Mehr Information zur Umgestaltung von Grünflächen, die auch für den eigenen Garten anwendbar sind, finden Sie auf den Seiten des Bundesprogrammes Stadtgrün (www.stadtgruen-naturnah.de).